… sind manche Erinnerungen.
Ich war 21 Jahre alt, als ich wieder einmal bei meinem Musikalienhändler vorbeischaute, um Partiturbögen zu kaufen, und den wunderschönen schwarzen Jugendstil-Flügel bei ihm stehen sah, der so einen herrlich warmen Klang hatte … Wenn ich mich richtig erinnere, sollte er 800 DM kosten (für die jüngeren Leser: das entspricht umgerechnet ca. 400 € beim Kurs der Euroeinführung). Da ich nicht nur Stammkunde war, sondern der Händler auch ein ganz feiner Mensch, ließ er sich auf eine Ratenzahlung ein.
Nicht viel später begann ich in Bremen mein Kompositionsstudium, fuhr aber am Wochenende meist nach Hause. Etwa zu dieser Zeit nahmen wir für etwa ein Jahr einen tschechischen Asylanten in unserer Familie auf. Er war Cellist beim Prager Sinfonieorchester und während einer Konzerttournee im Westen zusammen mit seinem Bruder, einem Violinisten im gleichen Orchester, geflüchtet. Die Grenzen waren damals ja noch nicht offen und die damalige Tschechoslowakei gehörte zum abgeriegelten „Ostblock“. Da er psychisch die Unterbringung im Asylantenheim nicht verkraftete, hatte die Pfarrei eine Familie gesucht, die ihn aufnehmen würde.
Im Rahmen meines Studiums hatte ich dann irgendwann eine Studie zu schreiben. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, und wählte als Besetzung Cello und Klavier. So saß ich an einem Wochenende zu Hause an meinem neu erworbenen Flügel, der das halbe Zimmer ausfüllte, unser tschechischer Mitbewohner am Cello, und wir übten das von mir geschriebene Stück ein…
Leider habe ich die Noten nie wiedergefunden. Aber an das Grundmotiv des Klavierparts erinnerte ich mich, es waren Septolen-Läufe, und benutzte es nun, um ein kleines neues Stück für Cello und Klavier daraus zu machen, als ein kleines nachträgliches Geschenk für jemand, der derzeit sehr für mich da ist. Und weil dieser Mensch Glockenblumen so mag und das Stück synästhetisch so einen Duft verströmt, bekam dieses kleine neoimpressionistische Stück den Namen „l’odeur de la campanule“ – „Der Duft der Glockenblume“.
Hallo Stefan – sehr, sehr schön!
Als ob man die Glockenblumen sehen würde – wie ihre Köpfchen im Winde zittern.
Alles Liebe
Michael
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Vielen Dank, Michael, das freut mich sehr!
Liebe Grüße an dich!
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Hast Du mit dem Cellisten noch Kontakt?
Eine schöne Geschichte.
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Leider nicht. Ich müsste wirklich mal nachforschen, was aus ihm geworden ist…
Danke!
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sehr schön, auch die geschichte dazu 🙂 liebe grüße! diana
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Vielen Dank, liebe Diana! 🙂
Liebe Grüße an dich!
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