Oblitus inmortuae

Kennen wir wohl alle: Was längst begraben schien, ersteht manchmal wieder auf…

Ich habe mein „Lügenrezitativ“ aus dem Jahr 2021 neu aufgelegt. Klassikfreunde erkennen den Ursprung des Stückes. Es bleibt dem Einzelnen überlassen, Bild und Ton für sich auszudeuten. Ich enthalte mich da mal.


Ok, begraben wir das.

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2 Gedanken zu „Oblitus inmortuae

  1. Dass Begrabenes sich wieder regt, ist ein verbreitetes menschliches Thema. In alten Volkserzählungen begegnen wir häufig den Geistern Verstorbener, die aufgrund begangenen Unrechts keine Ruhe finden. Heute ist ein solcher Glaube nicht mehr verbreitet, was aber nichts daran ändert, dass auch der moderne Mensch meist über einen gut bestückten Fundus an Gespenstern verfügt. Das sind dann freilich nicht Geister verstorbener Menschen. Aber ein wesentliches Element der Volkserzählungen trifft auch hier zu – es geht um etwas Unerlöstes, das keine Ruhe findet. In den Erzählungen finden wir zwei Lösungsmodelle. Die Geister wurden entweder gebannt oder erlöst. Ersteres erinnert an Symptombekämpfung und Letzteres an wirkliche Heilung.
    Deine Musik ist sehr konzentriert und intensiv. Die Streicher deuten primär auf eine Entschlossenheit hin, jeden notwendigen Schritt mit Bedacht und Konsequenz zu gehen. Es ist kein hastiges „bloß weg“ und also kein Fluchtverhalten, was mir als gutes Zeichen erscheint. Die Bläser drücken aber gemischte Gefühle aus. Es scheint, als ob die Not sich drehe und wende (halt eben auch der Vergangenheit zu, aus der sie stammt) und sich eben nicht so leicht zum guten Ende (Erlösung) wenden lasse. Für mein Empfinden wird hier sehr bewusst ein Ziel angesteuert, wobei ich die buchstäblich not-wendige Katharsis hier (noch) nicht spüre.
    Mit einem herzlichen Sonntagabendgruß 🐻

    Gefällt 3 Personen

    1. Die Katharsis wird vielleicht auch nicht in allen Bereichen menschlichen Spuks möglich sein. Auch ein psychologisches Ideal bleibt ein Ideal. So wie es Unheilbares gibt und die Symptombekämpfung dann schon eine ganze Menge ist. Deine musikalische Deutung ist hier für mich sehr beachtlich. Natürlich sehe ich Hintergrund und Kontext des Stückes dabei; das, was mich vor 2 Jahren dazu brachte, es zu schreiben. Ich vermute, du hast auch den Samen dieses Auswuchses erkannt: Das Rezitativ „Mein Jesus schweigt zu falschen Lügen stille“ aus Bachs Matthäuspassion ( https://www.youtube.com/watch?v=w1fKTQHgb6E&t=0s ). Wenn ich die Theologie aus diesem Rezitativtext einmal weglasse, und nur die Stellung in der Passion betrachte, dann passt deine Beschreibung recht gut zur biblischen Erzählung, welche wiederum recht gut zu manchen Aspekten manchen Menschseins passt. Aber vielleicht deute ich mir da was zurecht…
      Von Herzen meinen Dank, und ganz liebe Grüße zum Abend an dich. 🙂

      Gefällt 3 Personen

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