Vorgestern Abend schrieb ich Aziz, dass ich mir die Liveübertragung der Uraufführung seines Streichseptetts Nr.1 nicht ansehen könne, da es in Deutschland erst recht spät beginne und ich am nächsten Tag arbeiten müsse. Doch ich war aufgeregt, konnte nicht schlafen und schaltete die Übertragung dann doch an. Schon die ersten Takte ergriffen mich tief … Heute hat er die Aufführung auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht.
Nachdem am 30. Juli diesen Jahres in Armenien seine Sinfonie Nr. 1 uraufgeführt wurde, hatte das zum dritten Male in Chile stattfindende Festival für zeitgenössische Musik „Puente Festival“ den kuweitischen Komponisten Abdulaziz Shabakouh eingeladen, ein Werk für das Festival zu komponieren. Es war in einem unserer Telefonate im Frühling oder Frühsommer, als Aziz (so nennen ihn seine Freunde) mir den Grund dafür erzählte, dass er seit einem Jahr nichts mehr komponiert hatte. Umso erstaunlicher, dass er dieses Werk, sein Streichseptett Nr. 1, in nur drei Tagen fertigstellte, nachdem im Informationsfluss irgendetwas schiefgelaufen war und er bis kurz vor Abgabetermin dachte, Einladung und Auftrag hätten sich zerschlagen.
Auf dem Programm des Festivals stehen Uraufführungen von Werken aus aller Welt. Das Eröffnungskonzert unter dem Titel „Arabesque Sunset“ vorgestern Abend galt schwerpunktmäßig der arabischen Welt. Nun waren es nicht neue Werke der traditionellen arabischen Musik, die dort erklangen, sondern „westliche zeitgenössische klassische Musik“, durchdrungen vom arabischen Idiom. Abdulaziz Shabakouh gelingt dies immer wieder auf sehr persönliche und besondere Weise. In unseren Gesprächen über Musik, Politik, Religion, Soziales und Menschliches zeigte sich oft sein offenes, verbindendes Denken. So, wie seine Musik die westliche und die arabische Welt verbindet. Die politische und kulturelle Spaltung, die zwischen der arabischen und westlichen Welt wieder zuzunehmen scheint, interessiert in der Musik offenbar kaum jemand. „Wir sind verbunden durch Musik“ schrieb Aziz mir mal. Musik baut Brücken. Puente Festival – das Brücken Festival. Wir sollten uns öfters an solche Brücken erinnern.
Maestro Abdulaziz Shabakouh: Streichseptett Nr. 1
„Wir solten uns öfters an solchen Brücken erinnern….“
Ja genau so, denn wir sitzen doch alle im gleichen ‚Boot‘.
Ein intensives Stück welches mir bestimmt, life gehört, Schauer über den Rücken laufen lasen würde.
Maestro….😉
Ich danke dir fürs Teilhaben Stefan und kann gut verstehen dass du nicht abwarten konntest.
Ganz liebe Grüße zu dir,
Nati
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… und mir treibt es immer wieder Tränen in die Augen.
Leider sitzen Viele im Boot mit Säge und Bohrer. Auf allen Seiten. Dabei könnte es so einfach sein.
(Aziz ist wirklich ein Maestro. Ich verbeuge mich vor ihm. Aber ich weiß, auf was du anspielst 😉)
Ich danke dir, Nati. Ganz liebe Grüße an dich!
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Das wäre ein Schauspiel….zwei aufgelöste Menschen beim Konzert….🙈😂
Oh ja, so könnte man es bezeichnen. Dabei könnte man mit Säge und Bohrer so viel sinnvolles anstellen.
Wenn man einmal um deren Bedeutung weiß…., aber es war keine Anspielung. Grins…
Ich danke dir Stefan. 🍀
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Stimmt 😂
Hab einen schönen Resttag!
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Danke, du auch. 🍀🐶
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Töne können schmerzen. Mir haben sie teilweise weh getan. Eine sehr theatralische Musik…finde ich. Aber ich bin nur ein ahnungsloser Laie. Herzliche Grüße, Gisela
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Seine Seele klingt durch. Wäre es nicht so, was bliebe?
Ich danke dir und grüße dich!
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Lieben Dank fürs Teilen dieser sehr berührenden Musik. Für mein Empfinden wird hier noch eine andere Art der Brücke spürbar. Dergestalt nämlich, dass man das Schwere und Düstere nicht mit künstlicher Leichtigkeit überspielt, sondern ihm Raum gewährt, es ausspricht, aber gleichzeitig eine Brücke baut zu einer Schönheit, die es ohne den schweren Hintergrund und Untergrund so nicht gäbe.
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Für diese Worte und dein Verständnis danke ich dir ganz besonders, lieber Random. Das ist der Kern, und du formulierst ihn auf ganz wunderbare Weise.
Danke. ❤️
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„Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht, wie wenn wir von etwas sagen, dies ist nichts oder falsch, und nun, davon weg zu irgend etwas anderem übergehen; sondern er ist diese Macht nur, indem er dem Negativen ins Auge schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt.“ G.W.F.Hegel
Spaltungen gibt es in der Atomkraft, in der Persönlichkeit und in der Holzindustrie.
Zwischen Menschen, so meine Zuversicht, gibt es das nicht.
Zwischen Menschen kann zu viel Distanz zu Blindheit führen. Die persönliche Begegnung überwindet alles.
LG Michael
P.S.
Die Musik ❤ so romantisch! Zu Beginn eine Anverwandlung der verklärten Nacht und bald eine arabeske Nacht… Tränen, ja…
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Vielen Dank für deine wunderbaren und tiefen Worte ❤️. Das Zitat trifft sehr gut, was diese Musik auszudrücken scheint. Mir kam beim ersten Hören übrigens auch „Verklärte Nacht“ in den Sinn. Ich weiß, dass Aziz dieses Werk von Schönberg sehr verehrt. Im April schrieb er mir: „(…) Soon after this is was introduced to this one by schoenberg, all of these were just for analysis. I kept asking myself the same question, how can anyone compose anything after verklarte nacht!? It’s impossible. (…)“.
(Zwischen bestimmten Menschen gibt es leider Spaltungen, und die Distanz ist hier überlebensnotwendig, persönliche Begegnung vernichtend. Aber von diesen Menschen abgesehen, stimme ich dir vollkommen zu!).
Vielen Dank und liebe Grüße an dich!
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[…] it to me please“1 schrieb gestern vormittag Abdulaziz Shabakouh, den ich vergangenes Jahr in diesem Blog ja schon mal vorgestellt hatte, in aller Facebooköffentlichkeit an mich. „That would be presumptuous of me. I’m not […]
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[…] mehr als einem Jahr führten der Komponist Abdulaziz Shabakouh aus Kuweit und ich ein langes Telefonat bis fast Mitternacht. Während des Telefonats schickte er […]
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